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joshjo  Re: Sauna lüften? Zitat
5.11.2016 - 0:38 Uhr
10 Posts
Saunaamateur Ranking

Hallo Konfa, hallo Tom.

Es ist, zumindest in elektrisch beheizten Saunen, eindeutig NICHT notwendig.
Von allen, mir bekannten, Erklärungen fürs Lüften vor dem Aufguss ein paar im Ansatz richtig. Deren Auswirkungen sind aber marginal, oder aber es werden falsche Schlüsse aus dem richtigen Ansatz gezogen.

Betrachten wir mal den meist genannten Sauerstoff.

„Geringerer Sauerstoffgehalt in der Saunaluft im Vergleich zur Aussenluft“:

Tatsächlich ist die Luftdichte in einer 100°C heissen Sauna aufgrund des Temperaturunterschieds ca. 15-20% verringert.
Die "kalte" Luft die beim Lüften hereinkommt enthält also dank höherer Dichte tatsächlich mehr Sauerstoff.Allerdings heizt sich diese in kürzester Zeit wieder, auf fast die selbe Temperatur, auf. Danach besteht praktisch wieder die gleiche - geringere - Luftdichte. Zusätzlich verringert noch die erhöhte Luftfeuchtigkeit den Sauerstoffgehalt.
Wenn es also um die Erhöhung des Sauerstoffgehalts der Luft in der Sauna geht, hilft tatsächlich nur eine dauerhafte Verringerung der Temperatur, am besten auf normale Raumtemperatur und der Verzicht auf das Aufgießen von Wasser beim Aufguss.

„Die vielen Menschen in der Sauna würden sonst den Sauerstoff zu schnell verbrauchen“:

Ein durchschnittlicher Mensch verbraucht im Stehen ca. 0,5, beim Wandern ca. 1 m³ Luft in der Stunde , wobei „verbrauchen“ bedeutet, dass er den Sauerstoffgehalts seiner Atemluft um knapp 20% verringert.
In öffentlichen Saunen beträgt die normale aktive oder passive Durchlüftung OHNE Türen auflassen und wedeln 10-12 mal den Rauminhalt pro Stunde.

Ein Rechenbeispiel aus einer meiner Lieblingssaunen:
Beim Aufguss passen maximal ca. 60 Gäste in die Sauna, die Sauna ist ca. 6x 10m in der Grundfläche und im Schnitt ca. 2,5m hoch. Also ca. 150 m³ Luftvolumen, was einen stündlichen Luftdurchsatz von 1500-1800 m³ ergibt.
Wenn wir jetzt hoch greifen und annehmen dass das Saunieren etwa so anstrengend ist wie Wandern (man sitzt zwar, aber der Kreislauf muss stärker arbeiten), dann wird ständig mindestens das 25fache dessen umgesetzt, was 60 Menschen verbrauchen.
Das bedeutet, dass sich der Sauerstoffgehalt in einer voll besetzten Sauna sich während des Aufgusses um weniger als ein Prozent verringert.

Den gleichen Effekt haben übrigens 4,7° Temperaturverringerung, oder die Wahl einer 80-90 Höhenmeter tiefer gelegenen Sauna.
Also immer Hotels wählen, bei denen sich die Sauna im Keller und nicht im obersten Stockwerk befindet.

Gelüftet wird übrigens VOR dem Aufguss, wenn der Sauerstoffgehalt noch am höchsten ist...

Die einzigen Saunen in denen Lüften aus Gründen der Sauerstoffzufuhr nötig ist, sind solche
in denen durch die Heizung Sauerstoff verbraucht wird (Holz- oder Gasheizung) und/oder
die Lüftung nicht so funktioniert, wie sie es in einer ordentlich geplanten Sauna sollte.

Ein weiterer, gern genannter Grund ist das Erhöhen der Ofenleistung durch das Lüften, bzw. ein schnelleres Aufheizen beim Aufguss.

„Durch das Lüften wird der Ofen angeheizt und liefert so mehr Wärme für den Aufguss“:

Es ist richtig, dass die Heizelemente des Ofens eingeschaltet werden, wenn durch das Lüften die Temperatur sinkt. Allerdings ist nicht die Heizung des Ofens ausschlaggebend für den Aufguss, sondern die, in den Steinen gespeicherte Wärmemenge. Und die wird durch zwei oder drei Minuten Heizen vor dem Aufguss nicht wirklich stark erhöht, zumal das Lüften wieder Wärme verbraucht. Viel wichtiger ist hier die Speicherkapazität der Steine und eine ausreichende Dauerleistung des Ofens um zwischen den Aufgüssen genug Energie für den nächsten zu speichern.

Also ist es viel effizienter, einfach die Gesamttemperatur der Sauna zu erhöhen und/oder ein paar Steine mehr auf den Ofen zu packen, wenn die Dampferzeugung für den Aufguss sonst nicht ausreicht.

„Frischluft erhitzt sich schneller“:

Das stimmt im Prinzip schon – wenn die Luftfeuchte geringer ist, da Wasser eine deutlich
größere Wärmemenge für eine Temperaturänderung benötigt als Luft.
Allerdings gibt es während des Aufgusses keine Temperaturerhöhung – im Gegenteil sinkt
die Lufttemperatur sogar. Und die Luft, die vor dem Lüften in der Sauna war, muss gar nicht
mehr erhitzt werden.

„Ist die Luft vorher schon gesättigt mit Wassermolekülen, nimmt sie kaum noch neue zusätzlich auf“:

Einer meiner Lieblingssätze – absolut wahr, verfehlt aber völlig das Thema.
Luft kann, immer nur eine bestimmte Menge Wasserdampf
aufnehmen, umso mehr, je höher die Temperatur. Die relative Luftfeuchte wird in Prozent
der Sättigungsmenge angegeben. Durch die hohe Temperatur und die oben erwähnte ständige starke Durchlüftung bleibt die relative Luftfeuchte recht niedrig und kommt auch
während des Aufgusses nie auf 100%.
In diesem Fall würde sich über dem Ofen Nebel bilden (Wasserdampf ist ein Gas und unsichtbar), und bei den hohen Temperaturen wäre mit Verbrühungen zu rechnen.
Tatsächlich verringert sich durch eine höhere Anfangsluftfeuchtigkeit nur die Wassermenge
die aufgegossen werden muss, um die gleiche gefühlte Temperatur zu erreichen.
Auch ein Austausch des „alten“ Wasserdampfes ist nicht nötig, da sich die Luftfeuchtigkeit
nicht dafür interessiert, wie lange sie schon im Einsatz ist, also auch keine Ermüdungserscheinungen aufweist.

Ein weiterer genannter Grund ist eine angeblich bessere Verträglichkeit des Aufgusses.

„Der Aufguss ist angenehmer, leichter auszuhalten und gesünder“

Da wird jeder seine eigene Sichtweise haben.
Für mich persönlich ist es angenehmer, wenn ich mich vor dem Aufguss eine Zeit lang
aufwärme und der Aufguss nochmal eine Steigerung am Ende des Saunaganges vor dem Abkühlen darstellt. Dazwischen gönne ich mir eine Ruhephase die länger dauern sollte als der eigentliche Saunagang. Ich beobachte aber immer mehr, dass in Saunalandschaften mit
mehreren Aufgüssen pro Stunde die Gäste von Aufguss zu Aufguss springen oder, um sicher einen Platz zu ergattern schon eine Viertelstunde vor dem Aufguss in die Sauna gehen.
Da ist es bestimmt angenehm, wenn man zwischendurch eine Abkühlung hat und verhindert vielleicht auch den ein oder anderen direkten Zusammenbruch.
Ob es notwendig ist, bleibt fraglich.
Wem der Saunagang zu anstrengend oder unangenehm ist, der sitzt zu lange in der Sauna, oder zu weit oben, oder sollte sich mit einer nicht so heißen Sauna begnügen.
Nicht zuletzt bedeutet ein mehrfacher Wechsel der Temperatur und der teils deutlich längere Aufenthalt in der Sauna mehr Stress für den Körper.

Zuletzt bliebe der Geruch zu nennen.

„Ohne Lüften stinkts in der Sauna“:

Hier kann ich wieder zustimmen - nicht nur der letzte Aufguss, sondern auch andere Düfte
können in der Sauna stören.
Aber auch hier gilt wieder – warum VOR dem Aufguss lüften, wenn die Normale Lüftung nicht ausreicht?
Direkt NACH dem Aufguss ist die Konzentration am höchsten und Lüften hat den grössten Effekt.
Ausserdem hilft es, wenn die Düfte von vorn herein nicht zu stark dosiert werden und gut
geduschte Saunagäste müffeln auch nicht.



Fazit:

Es gibt viele Erklärungen warum gelüftet werden soll, aber wirklich schlüssig ist keine.
Für mich bleibt es eine unnötige Energieverschwendung und eine unangenehme Unterbrechung meines Saunaganges.
Das Lüften vor dem Aufguss ist auch keine alte Tradition – jedenfalls hat es sich erst in den letzten
10 Jahren in den Saunen, die ich besuche, verstärkt verbreitet und ist historisch eher zum Austreiben des Rauches vom Heizfeuer vor dem ersten Saunagang verwendet worden.
Vielleicht ist die Beste Erklärung doch die, dass es sich für viele angenehm anfühlt.

Das Gehirn dient schließlich in der Hauptsache dazu, gute Ausreden für das zu finden, was der Bauch längst entschieden hat.
Ruhe ist ein innerer Zustand.