5.8.2011 - 15:26 Uhr
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Dr.Sauna
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Die finnische Sauna wird bei einer Temperatur zwischen 75 und 110 °C und einer Luftfeuchtigkeit von 0 - 20 % r.F. durchgeführt. Ein Saunagang soll zwischen 8 - 15 min liegen, gegen Ende stets in sitzender Position. Die Pausen sollen die gleiche Länge haben wie die Saunaphasen. Der Zyklus kann bis zu dreimal wiederholt werden.
Durch die Sauna kommt es zu einer Aufheizung der Kerntemperatur auf annähernd 38,5 °C mit einer mittleren Schweißproduk-tion von 200 - 400 ml pro Gang und einem Salzverlust von 2 - 4 g/l Natrium und 0,2 - 0,4 g/l Kalium.
An Herz-Kreislaufreaktionen wurden ein Anstieg der Herzfrequenz um ca. 50 %, ein leichter Abfall des diastolischen Blutdrucks, ein deutlicher Anstieg des Herzminutenvolumens und eine reflektorische Koronararteriendilatation beobachtet. Die Leistungsbewertung der Sauna entspricht einem zügigen Gehen oder einer Ergometrie mit 50 Watt.
Vegetativ kommt es zu einer initialen Vagotonie durch die Hitze, dann zu einer sympathischen Aktivierung durch die Belastung und schließlich zu einer vagotonen Nachschwankung mit Müdigkeit.
Bei Hypertonie ändert sich der systolische Blutdruck während der Sauna nicht, der diastolische Druck fällt. Hypertensive Blutdruckreaktionen sind in der Regel nicht zu erwarten. Das Blutvolumen wird verkleinert, Natrium vermehrt ausgeschwitzt. Bei einer koronaren Herzkrankheit steigt der Sauerstoffbedarf durch die leichte Belastung (50 Watt Ergometrie) an, reflektorisch kommt es jedoch simultan zu einer Koronardilatation, so dass keine Exazerbation der Erkrankung zu beobachten ist.
Eine bekannte koronare Herzkrankheit, ein alter Herzinfarkt oder eine stabile Angina pectoris gelten in der Fachliteratur nicht als Kontraindikation zur Sauna.
Bei einer kompensierten Herzinsuffizienz sieht man bei mäßiger Hitzebelastung um 60 °C eine Entlastung des Herzens mit Steigerung der Auswurffraktion durch Vor- und Nachlastsenkung bei erhöhter Koronardurchblutung. Erst bei größerer Hitzebelastung um 100 °C tritt die Herzbelastung wie bei zügigem Gehen auf. Langfristig kommt es aber durch den Flüssigkeits- und Salzverlust zu einer Entlastung des Herzens. So war nach täglicher Sauna über 2 Wochen bei Herzinsuffizienz im Stadium NYHA II - III eine deutliche Besserung der klinischen Symptome mit parallelem Abfall der BNP-Spiegel und Anstieg der flussvermittelten Gefäßdilatation zu beobachten.
Probleme bei Hypertonie und KHK können in dem Flüssigkeitsverlust liegen, wenn dieser nicht früh wirkungsvoll ausgeglichen wird. Alkoholische Getränke können durch die zusätzliche Vasodilatation eine eventuelle Orthostasereaktion erheblich verstärken. Eine Niereninsuffizienz kann sich akut verschlechtern.
Eine Nierensteindiathese kann durch häufige Saunabesuche gefördert werden. Durch die gesteigerte Hautdurchblutung kann sich während der Sauna die Pharmakokinetik von Medikamenten verändern, die über transdermale Applikation verabreicht werden. Dies gilt auch für Nitrat- oder Nikotinpflaster.
Der plötzliche Kältereiz eines kalten Gusses oder des Tauchbeckens führt zu einer starken alpha1-Rezeptor-vermittelten reflektorischen Vasokonstriktion und ist als kritisch einzustufen, da er so zu einem massiven plötzlichen Blutdruckanstieg, einer vasospastischen Angina oder über einen entsprechend ausgelösten Bronchospasmus zu einem akuten Asthmaanfall führen kann. Somit ist Hypertonikern und Koronarpatienten ärztlicherseits klar von der Kälteanwendung in Form des kalten Gusses oder des Tauchbeckens abzuraten.
Bei korrektem Verhalten in der Sauna liegt eine ernste Gefährdung der Patienten eher in Unfällen mit Hitzeverletzungen an Hornhaut und Uvula, in direkten Verbrennungen am Ofen oder in durch Alkohol bedingten Unsicherheiten als in kardialen Ereignissen. Der kardiale Tod in der Sauna ist bei Meidung des plötzlichen Kältereizes am Ende eines Saunaganges äußerst selten und meist auf übertriebene und unkontrollierte Anwendung der Sauna zurückzuführen.
Kontraindikationen für die Sauna sind neurovegetative Dysregulationen mit symptomatischer Orthostase, dekompensierte Herzinsuffizienz, Aorten- oder Mitralklappenstenosen, Cor pulmonale, instabile Angina pectoris und die akute Phase nach Herzinfarkt. Nicht kardiale Kontraindikationen sind akute Infekte, eine Lithiumtherapie und eine nicht eingestellte Hyperthyreose.
http://www.paritaet.org/rr-liga/nr182003.htm |