6.12.2009 - 21:23 Uhr
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InderMittesitzer
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Tja, hier gehen die Meinungen doch etwas auseinander. Ich finde, daß dieses Thermalbad dringend saniert werden sollte und auch in der Betriebsführung noch einiges verbesserungsfähig ist. Hier also mein Bericht, der allerdings schon etwas älter ist...
... 003 ... "Paracelsus-Therme Bad Liebenzell"
-- Vorwort --
Ich besuche privat wie beruflich sehr viele Saunas, Erlebnisbäder und Thermen. Dabei verfasse ich stets Besuchs-Berichte, die ich teilweise hier veröffentliche.
-- Besuch im September 2007 --
Heute war Relax-Abend im Saunaland der Paracelsus-Therme in Bad Liebenzell angesagt. Dem Bad sieht man von außen sein Alter an (Eröffnung 1968), es wirkt nicht gerade einladend. Schön ist allerdings, daß es direkt neben dem Kurpark gelegen ist und der Brunnen vorm Eingang hat auch einen gewissen Charme. Noch charmanter allerdings sind die Empfangsdamen, die dafür auch eine kleine Belohnung von mir erhielten.
Relaxen war ja angesagt, also zunächst mal ganz relaxed ins Saunaland. Man steigt die Treppen hoch (Fahrstuhl nur für Behinderte erlaubt), führt die EAN-Codekarte kurz ein und befindet sich in gemischten Umkleiden - die den Charme einer alten Schul-Turnhalle versprühen. Dahinter folgt der Sanitär-Trakt mit spärlichen drei Toiletten, aber immerhin 18 Duschen, die allerdings nicht sonderlich modern sind. Man merkt der ganzen Saunalandschaft an, daß die letzte Renovierung bereits 22 Jahre zurückliegt. Alles im Stil der 1960er Jahre, kitschig und aus Sicht des Hygienikers sehr sorglos. Man findet im Saunaland viel abgenutztes, dunkles Holz und oben auch jede Menge alter Teppichböden. Diese sind kaum sauber zu halten.
Die Hauptsache im Saunaland sind aber natürlich die Saunas. Von einer Ausnahme (Panorama-Sauna) abgesehen, sind auch diese veraltet. Draußen gibt es zwei billig wirkende, ältere Blocksaunas, wobei die Aufgußsauna zwischenzeitlich mit Farbwechsel-Dioden hinter den Rückenlehnen ausgestattet wurde. Die Schwitzräume drinnen sind ebenso alt und verbraucht. Das gilt auch für das gekachelte Dampfbad auf zwei Ebenen. Löbliche Ausnahme ist lediglich das Panorama-Sanarium mit Ausblick in den Garten. Diese Soft-Sauna ist recht angenehm und neu. Im unteren Saunageschoß (1. Etage) gibt es weiterhin noch ein Kneipp-Tretbecken, sieben Fußbecken, ein Tauchbecken sowie das Außen-Schwimmbecken (recht kühl) im kleinen Garten. Anstatt eines Eisschnee-Brunnens findet man eine Schale mit Scherbeneis zur Selbstbedienung.
Im Sauna-Obergeschoß befindet sich der Ruhebereich, mit älteren, aber sehr bequemen Holzliegen sowie etlichen Sonnenliegen. Die einfachen, älteren Sonnenhimmel sind kostenlos und werden ganz gerne ge-nutzt. Etwas mehr Pflege könnte ihnen aber nicht schaden. Zumindest die toten Fliegen könnte man hin und wieder entfernen. Das moderne Solarium von Ergoline (Open Sun 600 ART) hingegen fristet ein ein-sames Dasein trotz moderater Nutzungspreise. Sehr schön gemacht ist der neue Ruheraum, mit Sternen-himmel und schummrigem Licht. Hier kann man an speziellen Tagen wie heute (Relaxabend) auch mehr-mals kostenlos am Entspannungstraining teilnehmen. So angenehm, daß man gerne dabei einschläft.
Beim Entspannen darf man natürlich auch die Massagepraxis nicht vergessen. Am Relaxabend gibt es jeweils Schnupper-Massage zu 5 Euro für 10 Minuten. Das ist natürlich zu kurz, also möchte man 30 Minu-ten buchen. Aber: keine Chance. Nur eine Massage am Stück möglich (soll ja ein Schnupper-Angebot sein). Darum habe ich zeitversetzt zwei Massagen bei verschiedenen Masseuren gebucht. Man muß kurz vor dem Termin zur Sauna-Aufsicht kommen, die dann mit einem zusammen die zwei Etagen im Aufzug nach oben fährt. Eine Treppe gibt es drinnen nicht. Oben wird man dann vom Masseur in Empfang ge-nommen und in einen der kleinen, ungemütlichen Massageräume geführt. Die Massa-gen selbst waren an-genehm, wenngleich ich lieber von Damen massiert werde. Das kann man sich hier aber nicht aussu-chen. Die Örtlichkeit allerdings war eine Katastrophe. Vom Ambiente her wirklich nicht empfehlenswert. So was kann man nur anspruchslosen Rentnern zumuten.
Ebenfalls nicht auf dem allerneuesten Stand ist das Badeland. Ein kleines, relativ warmes Schwimmbecken drinnen, das aber in keine Normgröße paßt und zum Schwimmen wirklich kaum geeignet ist. Der Schwimm-Meister achtet auch strikt darauf, daß niemand zu heftig schwimmt und schreitet im Bedarfsfall recht unwirsch zur Tat. Die Androhung des Raus-wurfs für einen "Querschwimmer" fand ich jedenfalls etwas unangemessen. Nebenan findet man ein rundes Therapie-becken, das warm ist, aber ansonsten wenig bietet. Dieses darf auch nur abends von den "normalen" Badegästen genutzt werden.
Ganztätig steht hingegen das Textil-Dampfbad zur Verfügung. Recht hübsch gemacht, wenn man auf Plastik-Felsen steht. Jedenfalls gut zum Aufwärmen geeignet und gerne von den Gästen angenommen. Nach dem Schwitzen kann man das Kaltbecken mit Wasserfall zum Abkühlen nutzen. Im Obergeschoß findet man auf der Galerie einige Sonnenliegen, allerdings auch hier wieder mit unhygienischem Kunstrasen-Boden. Erwähnenswert sind auch noch die beiden Terrassen mit schönem Ausblick, der eigentlich nur durch die langweilige Waschbeton-Architektur des Bades geschmälert wird.
Das Beste am Bad ist sicherlich das Ganzjahres-Außenbecken aus Edelstahl, bei dem sich der Hersteller viel Mühe gegeben hat.
Strömungskanal, Sprudelliegen, Wasserpilz, Sprudelbucht etc., alles vorhanden. Obgleich das Wasser nicht umwerfend warm ist, macht der Aufenthalt hier Spaß. An jeder Seite findet man außerdem je sechs Massagedüsen in unter-schiedlichen Höhen, die nach Blinklicht-Signal (jede Minute?) zu wechseln sind. Da fast jeder bei Düse 1 anfängt, gibt es schon mal Wartezeiten und auch leere Düsen. Meiner Meinung nach nicht gerade die geschickteste Lösung.
Die Solarien sucht man hier erst mal vergebens, denn sie sind im Kellergeschoß untergebracht. Recht alte Geräte, ob-gleich sie von Dorena stammen. Hier hat die Betriebsleitung wohl die Zeit verschlafen, denn die Geräte könnten längst getauscht sein. Die Umkleiden, die sich ebenfalls hier unten befinden, sind zwar gepflegt, aber total schlecht beschildert. Da gibt es Schränke mit Buchstaben, abwechselnd mit solchen, die irreführende Zahlenkombinationen tragen. Gerade den älteren Gästen kann man so was nicht zumuten. Übrigens werden alle Gänge mit Video überwacht, wofür ich draußen keinen Hinweis finden konnte. Ich finde so was jedenfalls unangenehm.
Äußerst schlecht ist die gastronomische Versorgung im Bad. Es gibt lediglich das "Café Pinea" im Foyer, mit schlechtem Angebot und hohen Preisen. Wer etwas essen oder trinken möchte, muß also zum Bade-mantel greifen und nach draußen gehen. Das ist unangenehm und nicht zeitgemäß. Noch unzeitgemäßer ist die Praxis, selbst am langen Relax-abend das Café bereits um 18 Uhr zu schließen. Ich habe in Unkenntnis dessen die Zeit knapp verpaßt und mußte daraufhin Hunger und Durst leiden.
Erwähnenswert ist noch der Thermengarten mit der Duftinsel (Granitplatten rund um einen Duftspender platziert) sowie dem Musikpavillon. Das kann man allerdings nur im Sommer nutzen. Behinderte werden in dieser Therme übrigens nicht sonderlich verwöhnt, denn es gibt insgesamt sechs nutzbare Geschosse und dem entsprechend viele Treppen. Von den Umkleiden einmal ganz abgesehen. Auch für Kinder wird nichts geboten. Theoretisch könnten sie im Außenbecken spielen, doch davon fühlen sich die anderen Badegäste und der Schwimm-Meister garantiert gestört.
-- Fazit --
Ein Familienbad ist die Paracelsus-Therme also sicherlich nicht. Dennoch waren gerade am Relaxabend doch sehr viele jüngere Gäste unter 30 Jahren hier. Uns hat es hier insgesamt auch recht gut gefallen, wenngleich alles hier einen etwas morbiden Charakter hat und das Faux-pas mit der Gastronomie eigentlich unverzeihlich ist.
-- Preise und Zeiten --
Wichtig sind natürlich Preise, Aktionen und Öffnungszeiten. Da diese aber schnell veralten, möglichst gleich auf der website des Bades nachschauen: www.bad-liebenzell.de
Zieldaten fürs Navi: Reuchlinweg 1, 75378 Bad Liebenzell
-- Nachtrag --
Ein guter Tipp noch zum Schluß: 15 Euro Eintritt kann man in der Bad Liebenzeller Sauna sparen, wenn man das Sauna-Gutscheinheft von Peter Hufer vorlegt. Der Saunaführer für die Region Süd-Baden-Württemberg, Schwarzwald, Oberrhein und Umgebung kostet 29,20 Euro und bietet dafür einen guten Überblick über die Saunas der Region. Außerdem gibt es Gutscheine für über 230 Euro inklusive. ISBN 978-3-86696-001-5. Es gibt bisher schon 15 Führer dieser Reihe für fast ganz Deutschland. Genau das Richtige als Geschenk oder für Sauna-Touristen, z. B. Wohnmobilisten.
(c) by wellSPAss, 12. Oktober 2007 / 06. Dezember 2009
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